Kritik Meze Akademie

Hechinger Straße 67
72072 Tübingen
(07071) 9387746
www.mezeakademie.com

Am Hechinger Eck gelegenes modern gestaltetes Restaurant mit großer Glasfassade. Der Innenraum ist in überwiegend schlichtem Stil gehalten. Auf folkloristische Dekorationselemente wird hier verzichtet. Tische gibt es auch im Freien entlang der Fassade. Ein barrierefreier Zugang zum Gastraum und zu den Toiletten ist gegeben, allerdings ist keine rollstuhlgerechte Toilette vorhanden.

Das Konzept verspricht eine zeitgemäße Kombination moderner und traditioneller griechischer Küche. Eine „Grillplatte Olympia“ oder ähnliches findet man hier nicht, stattdessen viele kalte und warme Mezedes – also kleine Gerichte, die in etwa einer Vorspeisen-Portion entsprechen. Die Auswahl an klassischen Hauptgerichten mit Beilagen ist im Vergleich dazu eher klein, ebenso die Dessertauswahl. Umfangreich bestückt ist wiederum die Weinkarte des Restaurants.

Wir folgten dem Prinzip und kombinierten mehrere kalte und warme Mezedes für unser Testessen: das hausgemachte Tzatziki mit Pita-Brot, Dolmades gefüllt mit Lammhackfleisch und Ziegenkäse an Joghurtsauce und Dill, Artischocken á la Polita mit Karottenpüree und Erbsen-Spirelli-Nudeln sowie eine Talagani-Grillkäsescheibe mit gegrilltem Gemüse.

Wirklich zu überzeugen vermochte uns nur das letzte der vier Gerichte. Das Gemüse aus Auberginen, Paprika, Austernpilzen und Zucchini war sehr schön zubereitet und wurde von aromatischem Balsamico und Kräuteröl harmonisch begleitet. Auch der Talagani war aromatisch und schön angegrillt. Allerdings wurde für die kleine Portion mit 12,50 Euro ein stattlicher Betrag berechnet.

Das Tzatziki vermochte in keiner Hinsicht zu überzeugen. Es war ebenso wie die beiden kleinen Pitabrotscheiben ziemlich fade und ohne jeden Pfiff. Für das Schälchen wurden 7,50 Euro in Rechnung gestellt. Optisch hübsch kamen die Artischockenböden, gefüllt mit intensiv-orangefarbenem Karottenpüree, an den Tisch. Leider mangelte es aber auch diesem Gericht an Würzung, so dass das Karottenpüree sich geschmacklich kaum bemerkbar machen konnte. Die mit Erbsenmehl hergestellte Pasta konnte geschmacklich ebenfalls keinen Akzent setzen. Die 17,50 Euro hierfür ließen sich auch durch den Hinweis auf Alnatura als Lieferanten der Nudeln nicht rechtfertigen.

Die hausgemachten Dolomades waren in Ordnung, wenngleich es auch ihnen an einem besonderen Pfiff mangelte, der den Preis von 12,50 Euro für vier kleine gefüllte Weinblatt-Röllchen als angemessen hätte erscheinen lassen. Das als Beilage zu den Gerichten gereichte Weißbrot in dicken Scheiben war kalt, bröselig und weitgehend geschmacksneutral.

Der Service war gerade noch so okay. Getränke und Essen kamen in angemessener Zeit an den Tisch. Nach eventuellen weiteren Wünschen nach der Erstbestellung wurden wir nicht mehr gefragt. Das dringend benötigte Salz und die Pfeffermühle zum Nachwürzen mussten wir uns vom Nachbartisch angeln. Lange bevor die Servierplatten, auf denen sich noch Reste befanden, abgetragen wurden, wurden die Teller eingesammelt – ohne vorher zu fragen, ob wir die Mahlzeit beendet hätten. Zu lange warten mussten wir auf die Rechnung. Im ersten Anlauf wurde trotz vorheriger Nachfrage durch den Service die falsche Bezahlart offeriert.

Der aufs Haus gehende Masticha zum Abschluss war geschmacklich ziemlich ungewöhnlich. Mit deutlich an Möhren und Pastinaken erinnernden Aromen und einer gleichzeitig ausgeprägten Süße ist der Likör mit Gummiharz von der wilden Pistazie womöglich nicht jedermanns Geschmack, auf jeden Fall aber eine interessante Abwechslung zum üblichen Ouzo.

Das Konzept, eine authentische griechische Küche im modernen Gewand zu präsentieren, gefällt uns. Auch dass die Zutaten überwiegend frisch in der Küche verarbeitet werden und etliche Komponenten als Bio-Lebensmittel ausgewiesen sind, sind Pluspunkte, die sich auch in höheren Preisen niederschlagen dürfen und müssen. Die Idee, immer wieder für einige Tage Küchenchefs von außen ins Haus zu holen und deren Ideen zu präsentieren, könnte ebenfalls gerne weitere Nachahmer in Tübingen finden. Trotz all dieser positiven Aspekte bleibt nach dem Besuch das Gefühl zurück, dass in der Meze Akademie Preis und Leistung nicht im Gleichgewicht sind. Für wenig ambitionierte kleine Gerichte, die von einem eher unmotivierten Service präsentiert werden, sind die verlangten Preise eindeutig und erheblich zu hoch.

Unsere Wertung für das Essen

6/10

Unsere Wertung für Service und Barrierefreiheit

6/10

Die T&T-Gesamtwertung

6/10